Bandung extrem!

9 01 2012

Ankunft in Bandung – schwierige Suche nach einem Ticketshop – Extreme Metal Fest.

Der Flughafen von Bandung schien mir noch kleiner als der Flugplatz von Bern-Belp. Nachdem die Hälfte der Passagiere mit einem Bus vom Flugzeug zur Ankunftshalte gefahren wurden (die andere Hälfte musste laufen) betrat ich die Ankunftshalle. Auf der rechten Seite ein Stehpult mit einem Mann hintendran und einem Schild “Visa on arrival”. Ich erhielt ein Visa on arrival für 25$ und 30 Tage. Ich bin von 90 Tagen ausgegangen, aber dies spielte sowieso keine Rolle, da ich meinen Weiterflug für den 1. Februar bereits gebucht habe. Etwa fünf Meter nach diesem Stehpult waren zwei Passkontrollen, mit Fingerabdruck- und Iriskontrolle. Da ich einen Biometrischen Pass besitze musste ich weder Fingerabdrücke noch die Iris scannen lassen. Gleich hinter der Passkontrolle befand sich, immer noch im selben Raum die Gepäckausgabe. Diese funktionierte manuell, das heisst zwei Männer schleppten die Gepäckstücke herein und gegen Vorweisen des zugehörigen Gepäckzettels erhielt ich meinen Rucksack und verliess die Ankunftshalle bzw. den Ankunftsraum. Draussen versuchte ich ein Taxi zu bekommen und merkte bald, dass ich dafür ein Ticket im Ankunftsraum lösen muss. Ich tat dieses und wurde dann rasch ins Guest House Pos Cihampelas an der Jalan (=Strasse) Cihampelas gefahren. Dort bezog ich ein Einzelzimmer ohne Dusche und WC für übertriebene 90’750 Rupien (9 CHF). Am nächsten Tag lief ich ein bisschen der Jalan Cihampelas entlang und gelangte in ein grosses Einkaufs- und Vergnügungszenter wo ich mich in ein Starbucks setzte um mich ins Internet einzuklinken. Ich suchte heraus wo ich am einfachsten an ein Ticket für das kommende Festival kommen würde und fand eine Adresse an der selben Strasse. Ich machte mich auf den Weg zur richtigen Nummer, jedoch fand ich den Laden nicht. So rief ich im Laden an, den Mann welcher am anderen Ende der Verbindung war, verstand ich nicht recht. Eine nette Dame die gut Englisch konnte rief dann erneut für mich an und fand heraus, dass der Laden an einem völlig anderen Ort sei. Sie beschrieb mir den Weg, ich setzte mich in den nächsten Angkot (Minibus) und fuhr etwa eine halbe Stunde bis ich vor dem kleinen Laden war. Im Laden wurde ich sehr freundlich begrüsst, alle wollten gleich wissen woher ich sei und waren erstaunt, als ich dann nach einem Ticket für das Extreme Metal Fest in Cimahi fragte. Ich erhielt das Ticket mit der Nummer 2 für 20’000 Rupien (2 CHF), dazu gab es noch ein Poster vom Festival. Ich schaute mich ein bisschen im Laden um, es hatte keine CDs dafür sehr viele Shirts, Pullovers und Taschen von nationalen und auch internationalen Metalbands. Ich kaufte jedoch nichts, da ich mir zuerst die Auswahl auf dem Festival anschauen wollte, bevor ich mich mit Souvenirs eindecken würde.

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Ein Angkot und in einem Angkot drin. Rechts: der Laden wo ich mein Ticket erhielt.

Am nächsten Morgen stand ich um 7 Uhr auf. Das Festival hatte die Türöffnung um 9 Uhr und Beginn um 10 Uhr, ich hatte am Vortag in Erfahrung gebracht, dass es mit einem Taxi etwa eine Stunde dauern würde, bis zum Festivalgelände. Da ich nichts verpassen wollte nahm ich kurz nach 8 Uhr ein Taxi und liess mich für 55’000 Rupien (5.50 CHF) zum Festival chauffieren. Die Fahrt dauerte nur eine knappe halbe Stunde, so war ich deutlich zu früh und schaute mir erst einmal die Umgebung an. Das Festivalgelände befand sich vor der Tribüne eines grossen Sportplatzes und war bereits durch einen Zaun abgegrenzt. Gleich nach meinem Rundgang wurde ich von diversen Indonesiern in immer wieder die selben Gespräche gezogen. Woher ich komme, ob ich mir die Bands anschauen werde, in welcher Band ich spiele, wie alt ich sei und ob ich verheiratet sei. Um kurz nach 9 Uhr betrat ich dann das Festivalgelände. Es enthielt eine Bühne und zwei kleine Zelte mit Merchandise. Einer bei den Zelten konnte sehr gut Englisch und wir unterhielten uns einige Zeit und er schenkte mir ein Shirt von seinem Laden. Gegen 10 Uhr stieg dieser Mann auf die Bühne und begrüsste die wenigen Zuschauer die sich bereits auf dem Festivalgelände befanden. Es waren vorwiegend Jugendliche, schätzungsweise zwischen 10 und 16 Jahren alt. Dann begrüsste er mich von der Bühne her persönlich und wies darauf hin, von wie weit ich hergekommen sei. Das war mir schon ziemlich unangenehm, dann zeigte er noch auf mich und alle bereits anwesenden drehten ihre Köpfe nach mir um. Dann verschwand er endlich von der Bühne und die erste Band konnte loslegen. Den Namen habe ich leider nicht herausgefunden, doch die erste Band fuhr mit zwei Sängern und im Stil von Brujeria auf, nur dass sie nicht in Spanisch sondern wohl in Indonesisch sangen. Vor der Bühne befanden sich bereits gegen die 100 Leute und schupsten sich hin und her. Ich schaute mir die ersten beiden Bands von der Tribüne aus an. Vor der zweiten Band kam wieder der Typ auf die Bühne um die Ansage zu machen. Erneut wies er auf mich hin, und fragte mich einige Sachen. So etwas brauchte ich überhaupt nicht. Die zweite Band war Invader und orientierten sich, wer hätte es gedacht, an der Polnischen Band Vader. Beide Bands spielten zwischen 25 und 30 Minuten. Nach der zweiten Band ging ich runter und sagte dem Typen er solle mich nicht mehr erwähnen wenn er Ansagen auf der Bühne mache. Danach gab es einen etwa zwei Stündigen Unterbruch, warum weiss ich nicht.

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Der Sportplatz Brigif in Cimahi. Rechts: das Festivalgelände mit Tribüne und Bühne.

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Der Einlass zum Festivalgelände. Rechts: mein Ticket.

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Die Bühne noch unberührt. Rechts: die erste Band.

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Invader. Rechts: Bengal Head.

Nach diesem Unterbruch spielten Bengal Head, Sickman from Egypt und eine Hardcore-Death Band je 15-20 Minuten. Während der ganzen Zeit liefen Männer mit Esswaren abgepackt in kleine Portionen durch das Publikum auf der Tribüne um diese Portionen zu verkaufen. Ich ass diverse Sachen, wobei ich bei den meisten nicht wusste was es war. Es schmeckte jedoch meist ziemlich gut. Einmal ass ich Reis in Blätter eingepackt und in der Mitte waren irgendwelche Gemüse. Die frittierten Tofu Stücke schmeckten mir überhaupt nicht. Bei der dritten Band setzte der Regen ein und dadurch wurde ein erneuter Unterbruch erzeugt. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich gerade bei den beiden Ständen mit Shirts und Pullovern, denn es war auch ziemlich kühl geworden. Ich kaufte mir einen Pullover von einer Band deren Logo ich nicht lesen konnte, es war jedoch der einzige Pullover den es in der Grösse L gab, alle anderen waren kleiner. Und dann ging es so richtig los. Der Regen ergoss sich in Strömen über das Festival, das Publikum vor der Bühne flüchtete auf die gedeckte Tribüne und ich gesellte mich zu den Leuten unter dem einen Merchandise-Zelt. Dort wartete ich mit einigen anderen das Ende des Regens ab. Einigen schien der Regen egal zu sein und sie liefen vor der leeren Bühne umher, andere entnahmen dem Zaun der das Festival umgab die weissen Wände um diese als Schutz vor dem Regen zu verwenden. Nach 30 Minuten war das ganze vorbei und ich gesellte mich mit einigen vom Merchandise-Zelt auf die Tribüne um  mir die weiteren Bands anzuschauen. Mhadesu spielten nur 15 Minuten und gingen ziemlich an mir vorbei. Danach stand mit Gugat die erste und einzige Frau auf der Bühne. Die Sängerin trug wie es im Islam üblich ist ein Kopftuch und überraschte mit ziemlichem Geschrei. Ansonsten war die Musik von Gugat nicht sehr speziell. Terror Bleeding sind mir auch nicht speziell in Erinnerung geblieben, doch die Crust Band die danach kam war super. Leider habe ich deren Namen nicht herausgefunden. Jedoch habe ich zu dem Zeitpunkt gemerkt, dass nicht alle Bands die auf dem Poster waren auch am Festival auftraten, warum auch immer, und einige die nicht auf dem Poster sind zusätzlich auftraten. Deshalb kam die Runningorder total durcheinander und ich verstand die Bandnamen bei den Ansagen meist nicht.

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Sickman from Egypt. Rechts: ein Verkäufer mit Esswaren auf der Tribüne.

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Im Merchandise-Zelt von Dark Castle. Die Tribüne als Regenschutz oder ein Teil des Zaunes als Regenschutz für ein paar wenige Zuschauer (rechts).

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Nach dem Regen versammelten sich immer mehr Leute vor der Bühne.

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Panoramasicht von der Tribüne auf die Bühne.

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Mhadesu und Gugat.

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Terror Bleeding und die Crust Truppe.

Dann begann es rasch dunkel zu werden. Mit dem Einbruch des Abends änderte auch das Essen, welches die Verkäufer im Publikum anboten. Nun gab es Nudeln, Suppen und irgendwelche undefinierbaren, feinen Dinger in einem Plastiksäckchen, welche ich bestellten und ass. Die Bands die von da an spielten kannte ich die meisten schon ein wenig. Vor der Bühne versammelten sich nun zwischen 2-3000 Leute. Der Tumult vor der Bühne war riesig. Sie flackerten mit den Händen, drückten nach links und nach rechts, einige hatten sogar ihren Motorradhelm auf. Und alle schienen sehr viel Freude zu haben, wenn das neben der Bühne stehende Feuerwehrauto Wasser in die Menge spritzte. Undergod überzeugten mit hartem und technischem Death Metal, gefolgt von sogenanntem Powercore von Outright die mir sehr gut gefielen. Auf der Tribüne lernte ich den 21jährigen Fredy, einen Studenten aus Cimahi, kennen. Fredy war begeistert mit mir zu plaudern und er wusste ziemlich gut über die Schweizer Death Metal Szene bescheid. Er erzählte mir, dass er unbedingt einmal ans Mountains Of Death gehen möchte. Er erzählte mir welche CDs und LPs er von Schweizerbands besitzt und als er FNB erwähnte zeigte ich ihm mein FNB-Shirt. Er war begeistert und so entschied ich mich kurzerhand ihm das Shirt zu schenken. Danach wurde ich ihn nicht mehr los, ich konnte kein Wasser und keine Suppe mehr bezahlen. Mit Turbidity stand mein erstes Highlight auf der Bühne. Slam mit ultraschnellen Parts, tiefem Gegrowle und Gutturals. Eine Wand. Dajjal spielten ziemlich normalen Brutal Death Metal, der Sänger war wie ein Monster verkleidet und sie boten eine witzige Show. Von der nächsten Band blieb mir der Namen leider unbekannt. Danach trat die erste und zum Glück auch einzige Metalcore Band Godless Symptoms auf. Alle diese Bands spielten nur etwa 15 Minuten. Es war ungefähr 8 Uhr als mit Jihad einer der drei Headlinern auf die Bühne kam und zwei sehr geile Songs spielten. Danach verliessen sie bereits die Bühne und Bleeding Corpse spielten als nächstes, leider auch nur zwei Songs. Diese beiden Songs hatten mich fast von der Tribüne geblasen. Und dann stand der absolute Headliner auf der Bühne: Jasad. Die wohl bekannteste Indonesische Death Metal Band. Was für eine Wucht, was für eine Kraft in der Stimme. Doch nach vier Songs war auch hier schon Schluss. Dann ging alles sehr schnell, die mittlerweilen etwa 5000 Zuschauer wurden aus dem Festivalgelände gedrängt und der Abbau der Bühne begann noch bevor ich das Festivalgelände verlassen hatte. Es war gerade einmal kurz nach 9 Uhr. Gemeinsam mit Fredy, seinem Bruder und zwei Freunden assen wir noch etwas vor dem Festivalgelände. Ich rief den Taxifahrer vom Morgen an, doch der war bereits am Schlafen und so bot mir Fredy an, mich mit seinen Freunden und ihren Rollern nach Bandung ins Zentrum zu fahren. Als ich auf den Roller sass und mir den Helm aufsetzte erfuhr ich einen weiteren Grund, warum einige während des Festivals ihren Helm auf dem Kopf hatten. Nicht nur um den Kopf vor Verletzungen zu schützen oder die Ohren vor der enormen Lautstärke ein wenig zu schützen, sondern auch damit der Helm nicht vom Regen getränkt wird. Mein Helm war ganz nass. Nach etwa 30 Minuten Fahrt luden mich die Jungs vor meinem Guest House ab und fuhren zurück nach Cimahi nach Hause.

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Undergod und Outright.

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Turbidity.

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Dajjal. Rechts: mit Frdy und seinem Bruder.

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Jihad und Bleeding Corpse (rechts)

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Jasad und Wasserwerfer bei Jasad.

Im Nachhinein habe ich erfahren, dass die Bands normalerweise nicht so kurz spielen. Jasad hätten 12 Songs spielen wollen, doch bestand da das grosse Problem mit der Polizei. Vor etwa vier Jahren sind bei einem ähnlichen Anlass elf junge Menschen ums Leben gekommen, von da an unterstehen diese Grossanlässe  einer komplizierten Bewilligungspflicht. Einhalten der Rahmenbedingungen gilt als oberstes Gebot und eine der Rahmenbedingungen war, dass der Anlass um 9 Uhr endet und um 10 Uhr der Platz geräumt ist. Wegen den beiden Verzögerungen während des Tages war am Schluss nicht genügend Zeit übrig, damit alle Bands ihre vollen Sets spielen konnten. Die Festivalorganisation besprach dann mit der Polizei und einigen Bandmitgliedern was sie machen konnten und sollten. Sie entschieden sich dann dafür, alle Bands spielen zu lassen, jedoch nur je zwei Songs um sich nicht mit einem enttäuschten Publikum herumschlagen zu müssen. 

Cheers

Simu



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5 Antworten zu “Bandung extrem!”

  • rosle sagt:

    …und die Top-Attraktion auf diesem Festival war der grosse Blonde aus der CH – bald kannst auch du Gage verlangen! Hihihi – lg Rosle

  • Cyrill sagt:

    Haha yeah FNB fans det ene, ez bruchsch aber es neus shir vo eus;) de typ het git ez sicher huere ah bi sine kollege:D

  • simu sagt:

    so, habe jetzt die komplette Running Order erhalten falls es jemanden interessiert:
    Jasad
    Bleeding Corpse
    Dajjal
    Jihad
    Turbidity
    Undergod
    Outright
    Godless Symptoms
    Jari Tengah
    Terror Bleeding
    Zankronx
    Harzad
    Necrogrind
    Mhadesu
    Sickman From Egypt
    Babiliar
    Tenton Hammer
    Bengal
    Invader
    My Old Lady

  • Matze sagt:

    iriskontrolle?ist iris deine reise-schnegge bzw. schnegge ad interim?

    erste bilderreihe, drittes bild von links, ganz links: ein moudi!?oder zumindest ein cousin!

    heirate doch einfach mal iris (oder my old lady, danach ist sie thy old lady, chchch), dann kannst du die frage, ob du verheiratet bist, mal anders beantworten!

    unglaublicher baby-pit bei den ersten bands, aber ich halte lieber die klappe, immerhin gehen die (noch) in den pit! :engel: aber ansonsten ziemlich viele leute, sehr kuhl!

    war da nicht schon einmal ein gig, bei welchem die headliner alle nur ganz, ganz kurz spielten? war ev. das gleiche oder ein ähnliches problem mit den bewilligungen…

    cheerz, matze!

  • Röschti sagt:

    Huäre geile Bricht! 2 Songs pro Band wär öppe no e geili Sach, wenns bi Eus au so wär. :)) Und weles isch jetz diä Crustband i de Running Order? Jari Tengah?

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